Im Oktober 2015 haben sich 30 Gruppen aus dem Kölner Norden mit 800 Menschen öffentlich zueinander bekannt und sich in Folge auf den Weg gemacht, die Themen des Kölner Nordens konstruktiv miteinander zu verhandeln.
Bis 2022 waren wir Mitglied.
Die kath. Kirchengemeinde St. Pankratius war eine der ersten Gruppen, die sich am Aufbauprozess beteiligte.
Eine Bürgerplattform ist ein Zusammenschluss von Gruppen, mit dem Ziel mit Entscheidungsträgern auf Augenhöhe zu verhandeln. Auf Basis demokratischer Entscheidungen verständigt sich die Bürgerplattform jeweils auf verschiedene Themenschwerpunkte, an denen sie dann kontinuierlich arbeitet. Die Bürgerplattform ist dabei ideologisch, religiös und parteipolitisch unabhängig und verzichtet bewusst auf die Annahme von Steuergeldern. Sie finanziert sich durch die Mitgliedsbeiträge der Gruppen sowie durch Spenden von Verbündeten. STARK! im Kölner Norden ist mit Berliner Bürgerplattformen sowie mit Organisationen in Großbritannien (CITIZENS UK) und Nordamerika (IAF Industrial Areas Foundation) verbunden. Die deutschen Bürgerplattformen werden vom Deutschen Institut für Community Organizing (DICO) an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) begleitet. Derzeit arbeiten 30 Gruppen (Kirchengemeinden, Moscheen, Vereine, Nachbarschaften) als Bürgerplattform Stark! im Kölner Norden zusammen.
Die Kirchengemeinde brachte Engagierte aus der Bürgerplattform mit den Bewohnern aus dem Mönchsfeld zusammen.
Bewohner des Mönchsfeldes erzählten ihre Geschichte auf der Gründungsveranstaltung am 18.10.2015 in der Kölner Flora: "Wir müssen in asbestverseuchten Schlafzimmern schlafen - die Fenster sind kaputt - die Wände beschmiert - vor unserem Haus werden Drogen konsumiert - es herrscht Gewalt - Mieter schmeißen ihren Müll vom Balkon - und keiner kümmert sich darum."
Zu diesem Zeitpunkt brachte die kath. Kirchengemeinde St. Pankratius mit der neugegründeten internen Gruppe 200+ unter Federführung des Seelsorgers Diakon Matthias Gill die Situation im Mönchsfeld in den Themenfindungsprozess der BP Stark! im Kölner Norden ein.
Die Geschichten aus dem Mönchsfeld waren besonders beeindruckend. Vor allem da trotz der Mängel und Frustrationen auch immer wieder deutlich wurde, dass sich die Bewohner selbst auf den Weg machen, um in ihrer Nachbarschaft etwas zu ändern.
Heinz Thomm, der Kümmerer im Mönchsfeld ist immer noch beeindruckt über das erste Zusammentreffen mit der BP: "Wir saßen in unserer Küche und es hörte endlich mal jemand zu, wenn wir von den Problemen berichteten." Gemeinsam wurden Fragebogen entwickelt, von den Bewohnern verteilt und bearbeitet. Aus dem Rücklauf ergab sich eine Prioritätenliste, um mit dem Eigentümer in Verhandlung zu treten.
Eine erste Kontaktaufnahme mit dem Regionalleiter der Vonovia zeigte direkt eine positive Resonanz und die Treffen in Thomms Küche fanden nun unter Beteiligung der Vonovia statt. Die Verhandlungen und Zusammenarbeit waren von Anfang an sachlich und lösungsorientiert.
Bereits am 01.06.16 konnten wir auf unserer ersten Vollversammlung und öffentlichen Aktion im Pfarrzentrum Blumenberg erste Erfolge festmachen und uns auf folgende Punkte einigen:
Community Organizing
Die Veränderungen im Mönchfeld stehen exemplarisch dafür, wie Menschen mit dem Ansatz des Community Organizing handlungsfähig werden können. Ursprünglich in den USA verbreitet, ist Community Organizing und der Aufbau von Bürgerplattformen seit den 1990er Jahren auch in Deutschland angekommen. Das Deutsche Institut für Community Organizing (DICO) an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) unter Leitung von Prof. Dr. Leo Penta begleitet bereits in Berlin drei Bürgerplattformen und auch in Köln ist zum 18. Oktober 2015 eine weitere Bürgerplattform entstanden.
Das DICO versteht sich selbst als Kompetenzzentrum in der Ausbildung von Community Organizern und der Begleitung von Aufbau- und Kampagnenprozessen von Bürgerplattformen. Prof. Dr. Leo Penta ist selbst katholischer Priester der Diözese Brooklyn und hat in den 1980er über Hannah Arendt in Berlin promoviert. Nach Tätigkeiten als Community Organizer in Phildelphia und Lehrtätigkeiten in …. ist er seit 1996 Professor für Gemeinwesenarbeit an der KHSB.
Unser Beispiel Mönchsfeld
Im Mönchsfeld zeigt sich exemplarisch, wie Bürgerplattformen nach einer Gründung arbeiten. Es ist bei allen Themen immer der Dreiklang aus Vorbereitung-Durchführung-Auswertung, der in einer konstanten Schleife Reaktionen hervorruft (Stiftung Mitarbeit 2003), die dann wieder in neue Handlungen übergehen. Zentrales Element dabei sind die vertrauensvollen Beziehungen, die im Aufbauprozess geschaffen wurden (Penta 2007, S. 219ff) und die Bereitschaft, miteinander Macht aufzubauen (StadtMigration 2016). Nur indem die Bereitschaft besteht, Spannungen aufzubauen, kann auch Bewegung erfolgen, oder wie Saul Alinsky es ausdrückt: „Action comes from keeping the heat on. No politician can sit on a hot issue if you make it hot enough.“ (Alinsky 1989). Im Mönchsfeld zeigt sich aber auch, dass nicht von vorneherein eine Drohkulisse aufgebaut werden muss, sondern auch im Erstgespräch gleiche Interessen deutlich werden können. Die Verhandlungspartner werden nicht vorverurteilt, sondern man hört sich erst einmal an, welche Ideen bestehen. Im Falle der Vonovia hatten beide Verhandlungspartner gleiche Interessen, so dass ein konstruktiver Weg von vorneherein möglich war. Dass das nicht immer so ist, zeigen andere Beispiele aus Berlin.
Informationen zur Bürgerplattform "Stark! im Kölner Norden" unter http://stark-koeln.org/
Öffnungszeiten:
Dienstag , Donnerstag, Freitag von 10.00 – 12.00 Uhr
Donnerstag von 15.00 – 18.00 Uhr.
Für Anmeldungen zu Sakramenten bitten wir um telefonische Terminvereinbarung.